Glossar

Fachbegriffe erklärt

„beseelte“ Psychotherapie

Die beseelte Psychotherapie (J. Galuska) stellt die Seele, das Seelische wieder in den Mittelpunkt der Psychotherapie. Selbstverständlich ist die Seele kein Ding neben anderen Dingen. Das Seelische meint die Fähigkeit des Menschen zu Lebendigkeit im Kontakt mit sich selbst, den Mitmenschen, der Mitwelt - und mit "Gott", was immer wir uns unter diesem Begriff genau vorstellen - jedenfalls zu einer transzendenten, uns als einzelne Individuen übersteigenden Dimension.

In der beseelten Psychotherapie werden daher die Verankerung des/der Therapeuten/in im Seelischen und die Verbindung zwischen TherapeutIn und PatientIn durch das Seelische besonders beachtet und gepflegt.

Von der akademischen Psychologie wird in den letzten Jahren immer deutlicher heraus gearbeitet, wie wichtig genau diese Dimension der Beziehung für das Gelingen der Psychotherapie ist. Ohne diese seelische Verbindung ist alles Andere (Theorien, Strategien, Methoden) unwirksam - und manchmal sogar schädlich.

EMDR


Eye Movement Desenzitisation and Reprocessing (EMDR) ist eine von der amerikanischen Psychologin Francine Shapiro Ende der 1980er Jahre entdeckte Methode, traumatische Erfahrungen zu integrieren, die zuvor psychische Belastungen verursacht haben. Während zunächst meist akute Traumata bei zuvor unbelasteten Personen bearbeitet wurden (Typ I: Unfälle, Überfälle u.ä.), wurden bald auch chronische Traumata und Kindheitserschütterungen (Typ II: langandauernde Misshandlung und Vernachlässigung v.a. in der Kindheit) behandelt.

EMDR wird wie PEP zu den bifokalen multisensorischen Interventionsmethoden gerechnet, da sie mit die Aufteilung der Aufmerksamkeit auf zwei (lat: bi) Zielrichtungen (lat: foki) arbeiten und verschiedene (lat: multi, eigentlich: viele) Sinneskanäle (lat: sensus) beanspruchen. Die genaue neuropsychologische Wirkungskette zwischen den erprobten Interventionen und den erzielten Erfolgen ist (noch?) unbekannt.

Gesprächspsychotherapie

Die Wissenschaftliche Gesprächspsychotherapie wurde von Carl Rogers begründet und betont die Bedeutung von Empathie, Wärme und Echtheit für die Wirksamkeit der Psychotherapie. Rogers ging von der allem Leben eigenen Selbstaktualisierungstendenz aus, die sich in Selbsterhaltung, Wachstum und Entwicklung entfaltet. Im Zentrum des sog. personzentrierten Ansatzes steht das Vertrauen in die Fähigkeit jedes Menschen, unter günstigen Bedingungen heilsame Veränderungen in Gang zu setzen. Diese Bedingungen werden in der Therapie verwirklicht, um Wachstum, Weiterentwicklung und Problemlösungen zu ermöglichen.

Hypnotherapie

Der Begriff Hypnotherapie umfasst heute alle Therapie- und Interventionsmethoden, die Trance, Suggestion, Imagination etc. nutzen, um Erleben und Verhalten günstig zu beeinflussen. Die Tiefe der hypnotherapeutischen Methoden reicht von der regelrechten Hypnose bis zu sog. passageren Formen alltäglicher Trancephänomene, wie sie auch im Rahmen von Entspannungs- und Visualisierungsmethoden genutzt werden.

Die Wirksamkeit von hypnotherapeutischen Interventionen erfordert eine sehr tragfähige und vertrauensvolle Beziehung zwischen Therapeut/in und Klient/in bzw. Patient/in.

Hypnotherapeutische Methoden können auch zur Selbstmodifikation im Sinne einer Selbsthypnose bzw. Selbstsuggestion eingesetzt werden. Im Rahmen der Anwendung von PEP (siehe dort) erhalten die Möglichkeiten der Selbstsuggestion eine besondere Bedeutung.

Integrale Verhaltenstherapie

Die Integrale Verhaltenstherapie verbindet die Perspektiven der großen Psychotherapietraditionen und ihr Methodenrepertoire auf der Grundlage der integralen Psychotherapie des amerikanischen Philosophen Ken Wilber (geb. 1949) und den „erotischen“ Philosophien der deutschen Philosophen Christoph Quarch (geb. 1964) und Andreas Weber (geb. 1967) und der Soziologie der "Resonanz" von H. Rosa (geb. 1965).

Integrale Verhaltenstherapie wendet die Integrale Theorie nach K. Wilber auf den Patienten/die Patientin, die therapeutische Beziehung und die Person des Psychotherapeuten an. Integrale Ansätze versuchen, alle denkbaren Perspektiven auf ein Phänomen (z.B. die therapeutische Beziehung) oder eine Person (Pat./Ther.) zu integrieren, indem die ausschließlichen Geltungsanprüche der verschiedenen Perspektiven zurückgewiesen werden.

Dem liegt das sog. Quadranten-Modell von Ken Wilber zugrunde, das es erleichtert, Blickrichtungen zu identifizieren und zu differenzieren, um aus ihrer Verbindung und gegenseitigen Ergänzung ein neues, größeres (und „wahreres“) Bild entstehen zu lassen. Dadurch werden verkürzende Reduktionen vermieden, und der Reichtum und das Geheimnis der Personen und Phänomene werden gewürdigt.

Kassenfinanzierte Psychotherapie

Seit dem Inkrafttreten des Psychotherapeutengesetzes im Jahre 1999 ist die ambulante Psychotherapie als Verhaltenstherapie, tiefenpsychologische Psychotherapie oder Psychoanalyse Teil der kassenärztlichen Versorgung und daher als Kassenleistung für alle gesetzlich Krankenversicherten zugänglich. Es ist keine Überweisung erforderlich!

Nach bis zu 6 sog. "Psychotherapeutischen Sprechstunden" zur Klärung der Therapieindikation wird während der sog. probatorischen Phase (max. 4 Sitzungen, die parallel oder nacheinander auch bei verschiedenen Therapeut/inn/en durchgeführt werden können) nach Feststellung einer ausreichenden Vertrauensbasis ein Antrag zur Kostenübernahme an die zuständige Krankenkasse gerichtet. Für diesen ist auch ein sog. Konsiliarbericht eines behandelnden Arztes erforderlich, der eine ausreichende medizinische Diagnostik und Therapie sicherstellen soll.

Die Krankenkasse bewilligen - je nach Antragsgestaltung - eine Kurz- oder Langzeittherapie von maximal 12 bzw. 60 Sitzungen, die in der Regel in wöchentlichen Sitzungen absolviert werden sollen. Vor "Ablauf" einer erteilten Bewilligung kann nach erneuter Indikationsstellung eine "Verlängerung" auf 24 bzw. 80 Stunden beantragt werden. Die Bewilligung der Kostenübernahme erfolgt ab der 24. Stunde im Gutachterverfahren. Hier beurteilt ein Fachgutachter der Krankenkassen auf der Grundlage eines therapeutischen Berichts die Angemessenheit der geplanten Therapie.

 

PEP


PEP (Prozess- und Embodimentorientierte Psychologie in Therapie und Coaching) wurde von Michael Bohne 2010 erstmals in Buchform veröffentlicht. PEP integriert Einflüsse aus den (von energetischer Medizin und Psychologie inspirierten) Klopftechniken, aus tiefenpsychologischen und systemischen Theorien bzw. Interventionen.

PEP (mit den ergänzenden Bausteinen Kognitions-Kongruenz-Test (KKT) und Selbstwerttraining) kommt als ergänzende Technik in Psychotherapien bei den verschiedensten Störungen und im Coaching in der Bearbeitung von Auftritt- und Prüfungs-Ängsten zum Einsatz.

PEP wird wie EMDR zu den bifokalen multisensorischen Interventionsmethoden gerechnet, da sie mit die Aufteilung der Aufmerksamkeit auf zwei (lat: bi) Zielrichtungen (lat: foki) arbeiten und verschiedene (lat: multi, eigentlich: viele) Sinneskanäle (lat: sensus) beanspruchen. Die genaue neuropsychologische Wirkungskette zwischen den erprobten Interventionen und den erzielten Erfolgen ist (noch?) unbekannt.

Christoph Quarch

Christoph Quarch (geb. 22.06.1964) ist Philosoph, evangelischer Theologe, Autor und Seminarleiter. Nach Tätigkeiten als (Chef-)Redakteur und Studienleiter ist er seit 2007 freiberuflicher Autor, Vortragender, Hochschuldozent und Veranstalter philosophischer Reisen und Seminare.

In seinen philosophischen Arbeiten schlägt Quarch eine Aktualisierung der antiken griechischen Philosophie, insbesondere der Philosophie Platons vor. Sein philosophisches Projekt kreist um die Frage des gelingenden, lebendigen Lebens. Er votiert für eine Reformulierung traditioneller Tugendethik und eine Rückbindung der europäischen Kultur an ihre Wurzeln in der griechischen Antike.

Quadranten-Modell

Auf der Suche nach einer vereinheitlichenden Logik zur Integration des Wissens des Ostens und des Westens, der Esoterik und der Exoterik, der objektivierenden Erfassung der Außenwelt und der subjektiven Wahrheiten der Innenwelt entwickelte Ken Wilber (amerikanischer Philosoph, geb. 1949) sein Modell der 4 Quadranten, das von zwei Dimensionen aufgespannt wird: der Achse Innen-Außen und der Achse Einzelnes-Vielfaches. Er kommt so zu unterschiedlichen Gegenstandsbereichen menschlicher Erkenntnis, die gegenseitige Ergänzungen darstellen. Die Wahrheit verschiedener Aussagen bleibe auf den Bereich der Gültigkeit beschränkt, d.h. objektivierende Aussagen (Außen) über einen einzelnen Gegenstand (Einzahl) ("ES") stehen nicht in direkter Konkurrenz gegenüber inneren Wahrnehmungen (Innen) eines Menschen (Einzahl) ("Ich") oder der teilnehmenden Beschreibung der inneren Dynamik (Innen) von sozialen Systemen (Mehrzahl von Individuen) ("Wir").
Dieses Modell ermöglicht es auf elegante Weisen, technisch-rationales, mystisch-esoterisches, natur- und gesellschaftswissenschaftliches Wissen, also unterschiedlichste Perspektiven, ohne gegenseitig ausschließende Konkurrenz zu betrachten und zu integrieren.

Schematherapie

In der Schematherapie, maßgeblich entwickelt von Jeffrey Young, integriert verschiedene Ansätze der Psychotherapie und kombiniert die Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie mit dem Wissen der Bindungstheorie über die Entwicklung von Selbst- und sozialen Beziehungen, dem emotionsorientierten Vorgehen der Gestalttherapie und psycho- und transaktionsanalytische Perspektiven.
Ziel der Schematherapie ist es, Verhaltens-, Erlebens- und Beziehungsmuster ("Schemata") zu identifizieren, die auf eine Anpassung an ungünstige Sozialisationsbedingungen zurückgehen, die sich inzwischen - da der Pat. erwachsen ist - überlebt haben.

Diese sog. maladaptiven Muster können einen erheblich negativen Einfluss auf das Leben und die psychische Gesundheit von Individuen haben. Daher sollen sie durch die Schematherapie einer Veränderung bzw. Weiterentwicklung zugänglich gemacht werden. Dazu werden charakteristische Situationen erarbeitet, in denen die problematischen Schemata aktiviert werden, um sie durch Beobachtung und Distanzierung zu "entmachten" und an ihrer Stelle neue, günstigere Schemata zu entwickeln und zu automatisieren. Dabei kommen z.B. Imaginationsübungen und Rollenspiele zum Einsatz.

Systemische Therapie

Die Systemische Therapie ist aus der Familientherapie und kommunikationstheoretischen/konstruktivistischen Ansätzen hervorgegangen und betont in ihrer Theorie und Praxis die Bedeutung der sozialen Umgebung, des "Systems", für Erleben und Verhalten von Individuen, auch bzgl. der Entwicklung bzw. Heilung von psychischen und psychosomatischen Störungen. Aus einer systemischen Perspektive ist ein individuelles Symptom bzw. Problem zunächst immer auch als Symptom des umgebenden Systems (der Familie, des Betriebs, der Schulklasse usw.) zu sehen und aus dieser Perspektive auch therapeutisch anzugehen.

Die Diagnose und Modifikation individuell vorgetragener Symptome nimmt daher immer auch dieses "System" mit in den Blick. Man unterscheidet heute den konstruktivistischen Ansatz, der die perspektivische Relativität von Wahrnehmung und Erleben betont und durch Perspektivenwechsel die Veränderung von Systemen provozieren will, vom phänomenologischen Ansatz, in dem mit ganzen Systemen bzw. ihren Repräsentationen direkt gearbeitet wird unter der Annahme, dass "sich" Lösungen unter der Anleitung eines geschulten Moderators "zeigen" (z.B. in Familienaufstellungen).

Traumatherapie

Unter dem Begriff "Traumatherapie" summiert man inzwischen sehr verschiedene therapeutische Ansätze, die sich der Bewältigung von Traumata widmen. Traumata (plural von (griech.) trauma = Wunde) bezeichnen im Bereich der Psychologie seelische Verletzungen, d.h. Nachwirkungen von Gewalt- bzw. Überwältigungserfahrungen.

Zunächst beschäftigte die Psychologie sich intensiv mit den Folgen und der Verarbeitung massiver lebensbedrohlicher Traumata wie Natur- und technischer Katastrophen (Explosionen, Bergwerksunglücke), Folter, Kriegsereignisse, Vergewaltigungen, Entführungen etc., die heute als (psychologische) Traumata vom Typ I bezeichnet werden. Im Laufe der Jahre rückten dann die Traumata vom Typ II in den Vordergrund: Verletzungen durch fortgesetzte bzw. wiederholte Erfahrungen von überwältigendem Stresserleben, Hilflosigkeit, Überforderung, schweren emotionalen und physischen Versagungen und Vernachlässigung.

Im Verlaufe einer Traumatisierung, ob akut oder chronisch, entwickelt die menschliche Psyche die Fähigkeit und Neigung zur Dissoziation, d.h. zur Abspaltung bestimmter ängstigender Wahrnehmungen zur Abwehr der damit verbundenen Angst und anderer Gefühle. Diese Abspaltung bereitet im Weiteren Probleme, indem die Wahrnehmung und damit die (soziale) Funktionsfähigkeit beeinträchtigt werden, und indem die abgespaltenen Inhalte ein "Eigenleben" zu führen beginnen, sodass sie nach entsprechender Auslösung durch "trigger" als unkontrollierbar sehr belastende erlebte "flash-backs" (vollständiges Wiedererinnerungen der traumatischen Szene, die die aktuelle Wahrnehmung überlagern), Intrusionen (sich vom Rand des Bewusstseins her aufdrängende teilweise Erinnerungen an Belastungserleben) oder massive Albträume das Alltagsleben massiv beeinträchtigen können.

Ziel aller traumatherapeutischen Methoden ist die Integration der abgespaltenen und ängstlich abgewerteten traumatischen Inhalte durch systematisches Wiedererinnern in einem geschützten, absichernden Umfeld (ambulante oder stationäre Psychotherapie).

Verhaltenstherapie

Verhaltenstherapie ist neben der Psychoanalyse und der tiefenpsychologisch orientierten Psychotherapie das jüngste der zur Abrechnung in der kassenärztlichen Versorgung zugelassenen sog. "Psychotherapieverfahren".

Sie entwickelte sich aus dem - in Abgrenzung von spekulativen Tendenzen in der Psychoanalyse und Tiefenpsychologie - stärker naturwissenschaftlich-positivistisch orientierten Behaviorismus (behavior=Verhalten), der sich in Theorie und Therapie zunächst nur auf beoachtbares Verhalten stützte und inneres Geschehen wie Gedanken und Gefühle vernachlässigte.

Entsprechend der Natur der Sache, der Psychologie des Menschen, hat die Verhaltenstherapie über die vergangenen Jahrzehnte Gedanken, Gefühle, innere Bilder, Träume etc. wieder als beachtenswert erkannt und integriert sie heute in ihr Vorgehen.

Nach der "kognitiven Welle" und der "emotionalen Welle" verändert sich die Verhaltenstherapie in den letzten Jahren zunehmend durch die sog. "Achtsamkeitswelle", die spirituelle, meist buddhistische Techniken (Achtsamkeits- und Mitgefühlsmeditationen) zur Selbst- und Emotionsregulation einsetzt - auf der Grundlage intensiver naturwissenschaftlich orientierter Forschung.

Ken Wilber

Kenneth "Ken" Earl Wilber Jr. ist ein US-amerikanischer Autor im Bereich der Integralen Theorie, der vor allem über Psychologie, Philosophie, Mystik und Spirituelle Evolution schreibt. Im Jahr 1998 gründete er das Integral Institute. Wikipedia